MINTiFF-Science-Event im Helmholtz-Geoforschungszentrum Potsdam
Ein Erlebnisbericht von Gunther Eschke
Machen die Pole eine Pause am Äquator, wenn sie mal wieder die Plätze tauschen? Kann man das Kohlendioxid an- und wieder ausschalten, damit es wärmer bzw. kälter wird auf der Erde?
Derartige Fragen mit einigem Unterhaltungswert kamen am 12. Mai 2009 auf, als Drehbuchautoren, Produzenten und Redakteure im Rahmen der MINTiFF-Initiative als Gäste des GFZ Potsdam begrüßt wurden. Professor Reinhard Hüttl, Vorstandsvorsitzender des Geoforschungszentrums, und Franz Ossing, Meteorologe und Referent für Öffentlichkeitsarbeit, nahmen sich einige Stunden Zeit, um mit viel Einfühlungsvermögen die richtigen Worte zu finden, damit auch der blutigste Laie aus der Medienbranche eine Ahnung davon bekommt, wie die Wissenschaftler des GFZ das „System Erde“ erforschen und es verstehen lernen. Dabei wurde immer wieder deutlich, wie der Mensch oft unbewusst in die natürlichen Vorgänge dieses komplexen Systems eingreift und meist zu seinem eigenen Nachteil dafür sorgt, wie sein Eingriff auf seinen eigenen Lebensraum zurückwirkt. Der Klimawandel ist an dieser Stelle nur ein Beispiel von vielen.
Die Wissenschaftler am GFZ betreiben jedoch nicht nur reine Grundlagenforschung, sondern entwickeln in interdisziplinär aufgestellten Expertengruppen Konzepte, die ganz konkret dabei helfen, auf geologische Phänomene und Bedrohungen von Natur und Mensch zu reagieren. Jüngstes Beispiel ist das am GFZ entwickelte deutsch-indonesische Tsunami-Frühwarnsystem, das in Zukunft dabei helfen wird, dass eine Katastrophe wie im Dezember 2004 nicht Tausende Menschen das Leben kosten wird. Diese technische Innovation wurde uns umfangreich erläutert und überzeugte auch den letzten Zweifler, dass Grundlagenforschung nicht nur im wissenschaftlichen Elfenbeinturm verbleibt, sondern Mensch und Natur ganz unmittelbare Vorteile bringt.
Zum Abschluss äußerte Franz Ossing, am GFZ, die Bitte an die Autoren und Produzenten, man möge die Wissenschaft und den Wissenschaftler in zukünftigen fiktionalen Produktionen doch ein wenig realistischer darstellen. Mit dieser dramaturgischen Herausforderung im Ohr begaben wir uns auf einen Rundgang über das Gelände des Potsdamer Telegrafenbergs, das seit über 100 Jahren als Wissenschaftsstandort genutzt wird und Geburtsstätte zahlreicher geologischer, astrophysikalischer und meteorologischer Entdeckungen ist. Namhafte Architekten wurden in dieser Zeit beauftragt, Bauten zu schaffen, die der großen Zeit der Entdecker und Erfinder auch ästhetisch gerecht werden. Berühmtestes Beispiel ist der Einsteinturm von Erich Mendelsohn, der auch heute noch die Autorenfantasie anzuregen vermag. Gar nicht viel Vorstellungsvermögen ist notwendig, um Doktor Caligari hinter den Fensterläden dieses expressionistisch anmutenden Turmes zu vermuten. Das ganze beinah romantisch-verwunschen wirkende Areal des Telegrafenbergs mit seinen schrägen Bauten zwischen altehrwürdigen Bäumen macht es leicht, sich frankensteineske Gestalten bei geheimnisvollen Tätigkeiten vorzustellen und eine düstere Geschichte auf ihnen zu bauen – doch herrjeh, das wäre ja gar nicht realistisch!